Feuerspeiende Vulkane und Weihnachten

Dezember 2023

Motto:

Lavaspuckende Vulkane und koloniale Dörfer begleiten uns durch die Feiertage

Fahrstrecke

EL SALVADOR: Ruta de las Flores - Laguna Verde - Sitio Arqueológico de Cihuatán - Suchitoto - Volcán de Santa Ana

GUATEMALA: Barberena - Finca La Escondida - Antigua - San José Caldera/Volcán Acatenango - Antigua - Lago de Atitlán/San Pedro La Laguna - Chichicastenango 


Gefahrene Kilometer:     997

Zeitzone:                                 MEZ +7 Std.

Schönes El Salvador


Wir verlassen unseren Lieblingsplatz am Vulkan Santa Ana und begeben uns auf die ca. 40 Kilometer lange „Ruta de las Flores“, eines der Lieblingsausflugsziele eines jeden El Salvadorianers. Das besondere entlang dieser Strecke sind die hübsch bunten Kolonialdörfer mit ihrem freundlich indigenen Einfluss, welche in die wunderschönen Landschaften eingebettet sind.


Neben diesen Bergdörfern ist unser Ziel der malerische Kratersee Laguna Verde, an dem wir einige Tage verweilen. Wir erklimmen den Kraterrand, von wo wir den Panoramablick auf die Landschaft genießen. Die Laguna ist der perfekte Ort um bei Sonnenuntergang ein Lagerfeuer zu entfachen und romantische Stunden unter dem funkelnden Sternenzelt zu verbringen. Nur die hiesige Polizei stört dieses Vorhaben. Mehrfach kommt sie vorbei um mit uns einen Schwatz zu halten und die Sicherheit zu bestätigen. Nur eine Woche später werden wir einen der beiden Polizisten wiedersehen und zwar ganz privat mit seiner Familie.

El Salvador bietet auch Kulturgeschichte. Es gibt viele archäologische Sehenswürdigkeiten zu entdecken, so z.B. der Sitio Arqueológico de Cihuatán. Dies ist eine bedeutende präkolumbische Maya-Stätte, welche zwischen 900 und 1200 n. Chr. bewohnt war. Dort schlendern wir einsam zwischen den Pyramiden umher, denn Touristen gibt es hier kaum.

Am Ufer des Embalse Cerrón Grande gelegen, kombiniert die Stadt Suchitoto kulturelle Anziehungspunkte mit natürlicher Schönheit, was es zu einem vielseitigen Reiseziel macht. Der Ort ist bekannt für seine koloniale Architektur, Kunstszene und entspannte Atmosphäre.

Während unseres Aufenthaltes feiert Suchitoto sein Patronatsfest, welches mit einem großen Rummel gefeiert wird. 

Nach unserer kleinen Runde durch den Westen des beschaulichen El Salvadors, steuern wir erneut unseren Lieblingsplatz zwischen den Vulkanen Izalco und Santa Ana an. Das Klima auf 1‘850 Metern ist einfach perfekt, die Landschaft drumherum wunderschön und gemütliche Wanderwege gibt es zuhauf. Es ist nicht nur unser Lieblingsplatz, nein, viele El Salvadorianer kommen übers Wochenende hier herauf um ihr Zelt aufzustellen und zu campen. Dann kann man den Leuten beim Sackhüpfen, Fussballspielen oder beim Musizieren zusehen. Außerdem haben wir hier gute Gelegenheit viele El Salvadorianer kennen zu lernen und mehr über ihre Ansichten und Lebensgewohnheiten zu erfahren.

Was es noch über El Salvador zu erzählen gibt


Kulinarisches: An Pupusas kommt man in El Salvador einfach nicht vorbei. Dabei handelt es sich um eine traditionelle salvadorianische Spezialität, bestehend aus mit Käse, Fleisch oder Bohnen gefüllten Maistortillas. Sie werden oft mit Curtido, einem eingelegten Gemüsesalat, und Tomatensauce serviert. Pupusas sind außerdem ein sehr beliebtes Straßenessen in El Salvador.

Firulais: In Guatemala erfahren wir, warum man Straßenhunde „Firulais“ nennt. Als im 20. Jhdt. die ersten arbeitssuchenden Mexikaner in die USA kommen, hatten sie meist Hunde dabei. Die Amerikaner haben dann mit dem Finger auf den Hund gezeigt und gefragt „free of lice?“, was soviel bedeutet wie „frei von Läusen“? Die spanischsprechenden Mexikaner dachten deshalb Firulai ist das englische Wort für „Hund“ und seitdem sagt man in Mexiko und Guatemala zu jedem Straßenhund (oder zu einem von dem man den Namen nicht kennt) Firulai.

Gasflasche überfüllt: Auch in El Salvador schaffen es die Gasfüller nicht, unsere beiden Propanflaschen korrekt zu füllen. Erstens bekommen wir unsere Gasflaschen völlig überfüllt zurück (das Überdruckventil lässt bereits das überschüssige Gas entweichen) und zweitens vergessen sie das Entlüftungsventil zu schließen, so daß ungehindert das frisch eingefüllte und teuer bezahlte Gas ausströmen kann.

Abbruch El Salvador-Reise: Wegen eines lauten Knacken und Krachens beim Indi vorne rechts, entschließen wir uns die geplante El Salvador-Runde zu verkürzen. Nach gerade mal 2 1/2 Wochen in diesem schönen kleinen Land reisen wir zurück nach Guatemala.

Zurück im schönen Guatemala


Am Südfuß des Vulkan Pacaya liegt unser erstes Ziel, nämlich die Finca Escondida. Von hier aus haben wir einen Rundblick auf die Vulkane Agua, Acatenango und den Lava spuckenden El Fuego. Ein traumhafter Platz, mit hübsch angelegten Spazierwegen und faszinierender Aussicht. 

Weiter geht es für uns zu einem weiteren Touristen-Highlight. Die lebendige Stadt Antigua Guatemala liegt eingebettet zwischen beeindruckenden Vulkanen. Die farbenfrohen Häuser entlang der kopfsteingepflasterten Gassen beherbergen kleine Geschäfte, gemütliche Cafés und gute Restaurants. Antigua bietet auch eine reiche kulturelle Szene mit vielen Kunstgalerien, Handwerksläden und traditionellen Märkten. Die koloniale Architektur und die historischen Ruinen geben dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte ein ganz besonderes Flair.


Für uns der perfekte Ort die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Naja, nicht ganz perfekt, denn zum Leidwesen unserer Banda beginnt Heiligabend pünktlich zu Mitternacht eine laute nicht enden wollende Knallerei mit buntem Feuerwerk…

Unseren Aufenthalt im schönen Antigua nutzen wir auch, um einen uns empfohlenen Zahnarzt aufzusuchen. Es handelt sich um eine erstklassige Praxis mit neuester Ausstattung. Bei Jan ist eine Zahnreinigung fällig, die mit Ultraschall vorgenommen wird. Bei Marita muss eine neue Krone angepasst werden. Aber anstatt einen Abdruck zu nehmen, wird der Mundraum und das Gebiss gescannt, per Computer vermessen und die Vollkeramik-Krone im 3D-Drucker hergestellt. Nach nur 24 Stunden ist die Krone parat und kann passgenau eingesetzt werden. Die Kosten? Für die Zahnreinigung bezahlt Jan umgerechnet knapp 30€ und die Keramikkrone kostet rund 450€. Ich würde sagen „ein Schnäppchen“.

Hast Du schon mal etwas von einem „Chicken Bus“ (Hühner-Bus) gehört? Die Stadt Antigua ist voll davon. Dieses farbenfrohe Verkehrsmittel ist ein fester Bestandteil der Transportwirtschaft und -kultur Guatemalas. Egal ob es sich um den Bauern vom Land oder einen Arbeiter in Guatemala-City handelt, der Chicken Bus transportiert täglich Tausende Guatemalteken an ihr Ziel. Die ursprünglich aus den USA stammenden ausrangierten Schulbusse sind nicht gerade umweltfreundlich. Aus den Auspuffen bläst schwarzer Rauch und die Motoren sind unglaublich laut. Außerdem bewegen sich die Hühnerbusse meist sehr aggressiv durch den Verkehr. Der Begriff stammt übrigens von der oft überladenen Situation, bei der auch Hühner oder andere Tiere mitgenommen werden.

Apropos Tiere: Unsere Banda hat in Antigua nicht nur ein Problem mit den Böllern. Nein, irgendetwas scheint ihr gar nicht zu bekommen. Sie sieht aus als hätte sie die Beulenpest und das tagelang. Schließlich suchen wir Rat bei einer Tierärztin, welche uns erklärt, dass es sich wohl um eine Allergie handelt. Aber woher? Keine Ahnung! Sie spritzt der Hündin ein Antihistaminikum und sofort stellt sich eine Besserung ein (im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Veterinärin eine 3fache Überdosis gegeben hat). Zwei Tage später gehen wir erneut zum Tierarzt, denn die „Beulenpest“ ist leider zurückgekehrt. Auch diese Veterinärin geht von einer Allergie aus und spritzt ein retardiertes moderneres Mittel, welches ebenfalls sofort anschlägt und bis heute wirkt. Es scheint so, als hätte unsere Banda eine Allergie gegen Antigua entwickelt. Vielleicht auch gegen die Abgase von den stinkenden Chicken-Bussen…, oder vielleicht doch von unserem Stellplatz auf dem wir so lange gestanden haben…?

Meine Wanderung zum Vulkan Acatenango


In der Kolonialstadt Antigua gibt es viele Reisebüros, die organisierte Wanderungen auf die umliegenden Vulkane anbieten. So auch auf den Vulkan Acatenango. Schon seit Wochen war mir klar, wenn wir in Guatemala sind, dann möchte ich die Wanderung auf den 3’976 Meter hohen Vulkan unter die Füße nehmen. Am 18. Dezember ist es dann so weit. Um 08:20 Uhr gibt es gemeinsames Frühstück beim Touranbieter. Wir sind eine Gruppe von 17 Leuten und ich bin mit meinen 51 Jahren definitiv die Oma. Alle anderen Wanderkollegen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und kommen aus USA, Deutschland, Frankreich oder Indien. Ca. um 10:00 Uhr beginnen wir mit dem Aufstieg. Bis zum Camp ist eine Strecke von 6,5 Kilometer und 1‘200 Höhenmeter zu bewältigen. Also kein Zuckerschlecken, aber wir sind eine gute Truppe und schaffen es alle gemeinsam. Nach Bezug der Unterkunft und einer kurzen Pause kann jetzt, wer möchte, nochmal 300 Meter runter und wieder rauf zum lavaspuckenden Vulkan El Fuego rüber wandern. Tatsächlich haben 8 Männer unserer Truppe nicht genug und unternehmen diese „Feierabend-Wanderung“. Mit einer Gruppe von 7 genieße ich derweil am Westhang des Acatenango den Sonnenuntergang und die wilden Vulkanausbrüche des El Fuego. Später nach dem gemeinsamen Abendessen gibt es am Lagerfeuer heiße Schokolade, Marshmallows und einen Schluck Whiskey für jeden. Um 10:00 Uhr liegen bereits alle im Bett, denn der nächste Morgen hat es in sich.

Nach einer schlaflosen, eiskalten Nacht klingelt um 03:40 Uhr endlich der Wecker. Aufstehen zum Aufstieg auf den Acatenango. Wir sind nur zu acht. Die anderen haben sich von den Strapazen des Vortags noch nicht erholt oder vertragen die Höhe nicht und bleiben deshalb lieber im Bett liegen. Es ist noch dunkel und die Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Aber die Anstrengung hält den Körper warm. Nach 300 Höhenmeter haben wir den Gipfel erreicht. Am Osthimmel dämmert es bereits. Die Aussicht ist fantastisch. Von hier oben haben wir eine atemberaubende Aussicht auf den rauchenden Vulkan El Fuego, der mit 3‘763 Meter ca. 200 Meter niedriger ist als sein benachbarter Bruder Acatenango. Um 06:14 Uhr geht die Sonne auf und wirft ihre ersten Schatten. Ich kannte das nur aus Videodokumentationen aus dem Himalaya, aber heute darf ich es selbst mit eigenen Augen erleben: Der Vulkan Acatenango wirft einen riesigen Schatten auf das Umland bis rüber zum Lago de Atitlán. Beim Anblick werde ich sentimental und muß mir eine Träne verkneifen. Erst der feuerspeiende Vulkan, dann der faszinierende Sonnenaufgang und jetzt dieser Riesen-Schatten. Für mich ein überwältigendes Erlebnis.

Der Abstieg zum Camp über das lose Vulkangestein ist einfach und schnell. Schließlich freuen wir uns aufs Frühstück. Dann zusammenpacken und schon geht es den steilen Weg wieder bergab. Bereits um 10:00 Uhr sind wir zurück und ich kann müde und überglücklich meinem Schatz Jan in die Arme fallen.

Video: Auf dem Volcán Acatenango (Guatemala)

Wir verlassen Antigua

… und zwar in Richtung Westen. Nachdem wir 2016 vom Lago de Atitlán so begeistert gewesen sind, wollen wir dort unbedingt nochmal hin. Und tatsächlich, die Schönheit des Sees und der traumhaften Landschaft in die er gebettet ist, macht uns immer noch sprachlos. Wir übernachten an einem Aussichtspunkt, der 600 Meter über dem See liegt. Die Aussicht ist grandios und wir schlafen hier wie auf Wolken. Wir möchten den Lago de Atitlán von allen Seiten kennenlernen und umrunden ihn mit unserem Indi. Entlang des Seeufers liegen viele hübsche Dörfer, von denen jedes einzelne seinen eigenen Charme hat. Aber bleiben tun wir letztendlich in San Pedro la Laguna, das hat uns Ostern 2016 schon so gut gefallen. Die Vorbereitungen zum Jahreswechsel sind in vollem Gange und die Dorffrauen stellen traditionell „Atol“ in großen Mengen her. Atol ist ein dickflüssiges Getränk, das aus Maismehl, Wasser, Zucker und Gewürzen hergestellt wird. Das Getränk gibt es in verschiedenen Varianten. So z.B. mit Schokolade, Vanille oder Zimtgeschmack. Anscheinend hat jedes Dorf sein eigenes Spezialrezept und darauf sind die Frauen sichtlich stolz.

Unser letztes Ziel in Guatemala und auch für das Jahr 2023 ist „Chichicastenango“. Eine Stadt mit schätzungsweise 24‘000 Einwohnern. Chichi ist vor allem bekannt für seinen farbenfrohen Markt. Er gilt als der größte und lebendigste in Zentralamerika. Hier findet man alles: Handwerksprodukte, Textilien, Kunsthandwerk, frisches Obst, Gemüse und noch vieles mehr. Wenn man in Chichi ist sollte man unbedingt einen Blick in die Kirche Santo Tomás werfen. Sie spiegelt eine interessante Mischung aus katholischer und indigener Maya-Religion wider.


In Chichicastenango verbringen wir an einem prasselndem Lagerfeuer einsam die letzten Stunden des Jahres 2023 und feiern feuchtfröhlich mit viel Böllern und Leuchtraketen in ein hoffentlich glückliches und gesundes neues Jahr 2024.

Das sollte uns zu denken geben


Nicht nur in Südamerika, sondern auch in Mexiko und Guatemala werden wir häufig mit „Hitler“ konfrontiert. Wenn ich sage ich komme aus Deutschland, dann krieg ich zur Antwort „ah, vom Hitler“ und manchmal erhebt unser Gegenüber noch den Arm zum Gruß. Wir werden gefragt was wir von Hitler halten, oder ob es stimmt, dass er aus den Menschen Seife gemacht und Goldzähne geklaut hat. Wir sind dann völlig konsterniert und wissen erst nicht was sagen. Wir versuchen den Menschen zu vermitteln, was Hitler für ein Unmensch, um nicht zu sagen eine Bestie war. Und dennoch verteidigen manche Lateinamerikaner Hitlers Handeln, denn schließlich gebe es in jedem Krieg Tote und Deutschlands Wirtschaft habe unter Hitlers Herrschaft doch floriert…

01.12.2023 - Marita Bottner / Jan Hiddink

Der Plan für den 

Folgemonat:

In großen Schritten geht’s zurück nach Mexiko, 

erst nach Oaxaca, dann nach San Miguel de Allende

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