November 2016 - 
Brasilien: Brasília, Rio de Janeiro und die Costa Verde

Reisebericht November 2016

Das riesige Brasilien mit seinen liebenswerten Menschen zeigt uns seine vielfältigen Landschaften. Scheinbar endlos monotone Landwirtschaftsflächen im Landesinneren stehen in starkem Kontrast zu den saftig grünen Regenwäldern welche bis zur Küste reichen. Dazwischen mondäne Metropolen wie Brasília und Rio de Janeiro, oder beschauliche Kolonial-Städtchen mit ihren gemütlichen kopfsteinbepflasterten Gassen.




Gefahrene Distanz: 4'657 Km
Link zu Google Maps    


Reiseroute: 

Tangará da Serra - Rio Verde (Campo Novo do Parecis) - Agua Azul (Bom Jardim) - Véu de Noiva (Parque Nacional da Chapada dos Guimarães) - Goiás - Pirenópolis - Brasília - Belo Horizonte - Centro de Arte Contemporânea INHOTIM (Brumadinho) - Mariana - Ouro Preto - Congonhas - Tiradentes - Petrópolis - Rio de Janeiro - Costa Verde: viele Strände zwischen Angra dos Reis, Paraty und Ilhabela - Reserva PR


                                          






November - 3-imp

Im Parque SESC haben wir Ende Oktober zwei liebe Menschen kennen gelernt. Holdi und ihr Mann Alcides leben im Staat Mato Grosso und machten gerade ein paar Tage Urlaub im Pantanal. Beide haben deutsche Vorfahren und Holdi spricht noch sehr gut deutsch. Wir lassen es uns nicht nehmen ihrer Einladung zu folgen und besuchen die beiden in ihrem Haus in Tangará da Serra. Wir verbringen zusammen ein paar gesellige Stunden, führen interessante Gespräche und erfahren dabei sehr viel über das Land, die Menschen, die Kultur und Politik Brasiliens. Alcides nimmt uns zu seinem Boccia-Club mit und zeigt uns wie echte Profis dieses ursprünglich italienische Kugelspiel spielen. Währenddessen gibt er mir noch einen Intensiv-Portugiesisch-Kurs, so dass ich mich seither um einiges leichter verständigen kann. 


November - 1-impNovember - 2-imp












Es zeigt sich, dass Marita ein wesentlich genaueres Mass oder eine viel geschmeidigere Wurfhand im Spiel vorweisen kann als ich. So wird Sie fortan gerühmt - ich bin dann für die Fahrzeugtechnik der Ansprechpartner (Indi).




Und ein kleiner Samba-Tanz darf auch nicht fehlen ...

November - 5-imp

Unsere Gastgeber organisieren für Jan und mich sogar noch ein privates Churrasco (BBQ mit Spiessbraten). Dafür fahren wir mit unseren Autos rauf in den Norden zum schönen Fluss Rio Verde und treffen dort auf Holdis und Alcides Sohn Rodrigo mit seiner Frau und Schwiegereltern. Zusammen mit vielen anderen Brasilianern feiern wir hier den Feiertag „Finados“ (Allerseelen). Alle Menschen sind gut gelaunt, es wird viel Bier und Fleisch vertilgt und die warmen Temperaturen laden zum Bad im kühlen Fluss ein. Hier trennen sich bereits wieder unsere Wege, denn wir entschliessen uns noch einen Tag länger in der herrlichen Oase des klaren Rio Verde zu bleiben.

Spass im Wasser ist dann die Welt von Jan ...

November - 6-imp

Unsere Unterhaltungen mit der Familie von Holdi und Alcides haben uns geholfen das Land Brasilien besser zu verstehen. Gibt es hier doch so viel Neues und Anderes als in den von uns bisher besuchten Ländern Südamerikas. Nicht nur die höheren Kosten für Lebensmittel erschrecken uns. Wir staunen auch über die Automobilisten, welche die Strassenverkehrsregeln relativ gut einhalten (okay, ein paar Idioten gibt es wie überall auf der Welt auch hier auf den Strassen). Ja sogar Blitzkästen gibt es zuhauf in Ortschaften oder auch Überland. Ja, auch wir müssen uns bei der Nase nehmen und uns wieder daran gewöhnen sich an die Strassenverkehrsregeln zu halten. 

Gruppenfoto zum Abschluss… es war ein herrlicher Tag

November - 7-imp

Seit Europa sehen wir zum ersten Mal wieder nackte (nicht verklemmte) Menschen, welche sich in öffentlichen Duschen und Umkleiden ungeniert umziehen. Ja sogar FKK kann man an einsamen Stränden der Costa Verde erleben. Nicht nur in diesem Sinne sind die Menschen offenherzig. Der Brasilianer ist ein äusserst kontaktfreudiger und hilfsbereiter Mensch. Was ist noch anders? Wurst und Fleisch finden wir endlich wieder in gewohnter Qualität und auf für uns annehmbaren Hygiene-Standard, so dass wir uns hie und da ein gutes Stück auf den Grill legen. Nicht zu unterschätzen ist die von mir bereits erwähnte Sprache. Man kann nicht erwarten, dass die Menschen Englisch oder Spanisch reden. Selbst in Tourist-Info-Büros wird meist nur portugiesisch gesprochen. Ich bin ganz froh inzwischen viele Vokabeln und Redewendungen gelernt zu haben und kann sie auch einigermassen richtig artikulieren. Zumindest werde ich meist ganz gut verstanden und das ist für mich ein gutes Zeichen. Zum ersten Mal auf unserer Reise durch den amerikanischen Kontinent haben wir Probleme unsere Gasflasche auffüllen zu lassen. Auch dies in Brasilien neu für uns und ein längeres Thema. Aber Genaueres dazu möchte ich am Ende dieses Berichtes erklären.



Es gibt da etwas, von dem wir uns wünschen würden es würde sich auch endlich ändern: Bodenschwellen! Seit mehr als einem Jahr verfolgen uns diese lästigen, unbequemen, teilweise äussert mörderischen und plötzlich auftretenden Bodenschwellen. Sie heissen zwar in jedem Land anders, aber wir nennen sie Tope, weil wir sie in Mexiko unter diesem Namen kennen gelernt haben. Bei jedem Grenzübergang steigt unsere Hoffnung, der Strassenbau das nächsten Landes möge ohne diese Geschwindigkeitsreduzierer auskommen. Aber nein, diese Dinger gibt es überall. Auch in Brasilien. Leider!





November - 4-imp

Im November machen wir wieder viele Kilometer durch das riesige Land Brasilien. Fährt man auf den Hauptverkehrsrouten bezahlt man dabei viele Mautgebühren. Aber man kommt auf den Strassen auch schnell vorwärts. Übernachten kann man ganz gut auf sogenannten Postos. Diese sind zu vergleichen mit den Autohöfen an deutschen Autobahnen. Es gibt dort in der Regel eine Tankstelle, ein Restaurant, einen kleinen Supermarkt, Wifi und immer Duschen und WC’s. Hier übernachten viele LKW-Fernfahrer und wir mit unserem Indi stehen dann als die „Kleinen“ zwischendrin. 

Ich dachte riesige Landwirtschaftsflächen findet man nur in den USA: nix da,
 Brasilien bietet hunderte Kilometer mit genau diesen Bildern. Soja-Anbau
soweit das Auge reicht. Das Landschaftsbild wird nur von riesigen Siloanlagen
für die Lagerung oder Stapelung von Irgendetwas unter blauer Folie unterbrochen 
(als ob der Himmel nicht schon genug blau wäre). Zur Abwechslung gibt es mal Mais-Anbau.

 

Die Landschaft ist mit einem angenehmen Grün - wie Wasserwellen über das Meer
dahinziehend - überdeckt; ja aber nur jetzt wo das Saatgut sprießt. Mit dem
Wachstum wird die Soja-Pflanze grau/schwarz, wird geernet ist alles rot-braun
und staubig. Keine Ahnung welche Stimmung die Landschaft dann ausstrahlt.    

November - 8-imp

Auf unserer Reise durch Brasilien fällt uns auf, dass es kaum unbewirtschaftete Flächen gibt. Die ursprüngliche Natur hat kaum mehr Platz. So weit das Auge reicht findet man Weideflächen, Ackerbau und Holzwirtschaft. Weite Ebenen die eintönig mit ihren Monokulturen an uns vorüber ziehen. Man muss die Einheimischen fragen um inmitten der landwirtschaftlichen Nutzflächen solche Oasen wie Rio Verde zu entdecken. So war es ein Tankwart in Nobres, der uns nach Agua Azul in Bom Jardim geschickt hat.Das besondere in Agua Azul ist das sehr klare Wasser des Flusses, und dass man in dem herrlich erfrischenden Wasser mit Fischen schwimmen kann.


November - 9-impNovember - 10-imp










Agua Azul - klares Wasser ist eher selten in Brasilien. Meist ist es durch die Erde braun-rot verfärbt. So ist dies eine grosse Attraktion für die Bevölkerung. Und die Fische werden auch so richtig gefüttert, damit diese wirklich bei der Badestelle zu sehen sind - eben, angefüttert.



Der Hauptplatz von Ouro Preto

November - 34-imp

Überrascht haben uns die hübschen Kolonialstädte Goiás, Pirenópolis, Mariana, Ouro Preto, Congonhas und Tiradentes im Inland Brasiliens und Paraty an der Costa Verde. Schlendert man durch die Strassen dieser hübschen mit Kopfsteinpflaster bestückten Orte, fühlt man sich in der Zeit um 200 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Man riecht quasi noch das Altertum und die Konquistadoren aus Portugal. Jedes dieser Städtchen hat sein ganz besonderes Highlight. So kann man z. B. in Ouro Preto eine Kirche bestaunen, für deren Ausschmückung 434 kg Gold und Silber verwendet wurden. Oder in Congonhas ist es möglich das Meisterstück des genialen Bildhauers Aleijadinho (1738-1814) zu bewundern.

November - 12-impNovember - 13-imp









Goiás                                                                Goiás

November - 33-impNovember - 32-imp









Ouro Preto mit vielen kleinen Gassen …

… und der wertvollen Kirche

Congonhas mit der Kirche und der vielen Steinmetz-Kunst



viele alte Villen schmücken Petrópolis - hier das Casa da Ipiranga

November - 36-imp

In den Bergen, 65 km nördlich der Stadt Rio de Janeiro hat uns die doch sehr europäisch anmutende Stadt Petrópolis in ihren Bann gezogen. Versteckt in den Bergen des atlantischen Regenwald, auf etwa 700 Höhenmetern, hat sie im Vergleich zur heissen Küste ein sehr angenehmes Klima. Da die Stadt ursprünglich auch als kaiserliche Sommerresidenz diente, gibt es noch sehr viele gut erhaltende herrschaftliche Villen entlang der mit saftig grünen Bäumen gesäumten Alleen. In Petrópolis müssen wir leider ein Unwetter mit erleben, das wir so schnell nicht vergessen. Ein plötzlicher Sturm entwurzelt viele Bäume und lässt sie auf Autos und Stromleitungen stürzen. Es folgen Staus auf den Strassen und ein Vorankommen ist fast nicht mehr möglich. Glücklicherweise kann so ein Unwetter dem Charme und Schönheit einer Stadt nichts anhaben und so steht Petrópolis nach wie vor mit ihrem kaiserlichen Glanz in den tief grünen Wäldern des Regenwaldes.






November - 21-imp

Mit Brasília, Belo Horizonte und Rio de Janeiro besuchen wir im November drei Grossstädte. Brasília, die Hauptstadt Brasiliens ist unsere erste Metropole. Nachdem Dom Bosco (ein in Turin lebender Salesianer-Priester) bereits im 19. Jhdt. prophezeite, dass in Brasilien irgendwo zwischen dem 15. und 20. Breitengrad eine neue Zivilisation entstehen würde, wurde 1891 beschlossen eine neue Hauptstadt zu bauen und das Gebiet für deren Bau abgegrenzt. Die Stadt wurde allerdings erst in den 1950/60er Jahren unter dem Präsidenten Juscelino Kubitschek in kürzester Zeit aus dem Nichts in den Boden gestampft. Das Ziel war eine Hauptstadt zu schaffen welche in der geografischen Mitte Brasiliens liegt. Man wollte damit auch den Westen stärker an den Rest des Landes binden. 

November - 16-imp

Das Zentrum der Stadt ist ein einzigartiges architektonisches Kunstwerk. Es wurde ins Detail auf dem Reissbrett geplant und hat die Form eines Flugzeuges. Im Herz der Stadt und somit im Flugzeugrumpf befinden sich die Regierungsgebäude. Hotels, Banken und Shoppingcenter findet man gleich nebenan. Weiter draussen in den Flugzeugflügeln wurden die Wohngebiete geplant. Möchte man den Präsidenten-Sitz besuchen, muss man ganz an die Spitze des Flugzeuges fahren. Am hinteren Teil des Fliegers findet man das Militär. Nicht nur die Form der Stadt, sondern auch die Gebäude derselben sind für die damalige Zeit architektonische Höchstleistungen. Bei einer Stadtbesichtigung trifft man immer wieder auf den Namen Oscar Niemeyer. Der Architekt hat nicht nur hier, sondern auch in vielen anderen Orten Brasiliens sehr interessante Bauwerke geschaffen. Bei der eiligen Einweihung der Stadt im Jahr 1960 gab es noch viele Baustellen, aber ab diesem Moment wurde Rio de Janeiro durch Brasília als Hauptstadt abgelöst. Bereits 27 Jahre später, im Jahre 1987 stellte die UNESCO die Monumentalbauten Brasílias als Kulturerbe unter Denkmalschutz.


Bild vom Fernsehturm aus, welcher im „Flugzeugrumpf“ steht mit Blick in Richtung „Spitze“ des Flugzeuges.

November - 14-imp


November - 20-impNovember - 19-imp









Das Gebäude der beiden Parlamentskammern by night                  Jedes Bauwerk ist speziell - nicht mal eine Brücke ist                                                                      
                                                                   einfach eine Brücke … 

November - 18-imp

… und das Musem schwebt, getragen von einem Ring - oder durch einen Saturnring umrundet - oder was die Fantasie so hergibt.








Die Catedral Metropolitana Nossa Senhora Aparecida: kelchförmig, Dornenkrone, Kerzenleuchter, schwebende Engel - alles Symbole aus der Bibel. Der sich bekennende Atheist Niemeyer hat sich aber nicht um die Beichtstühle gekümmert; diese fehlten bei der Kircheneinweihung (angeblich hat es die Kurie ihm nachgesehen). 


Für mich persönlich ist sie eine der schönsten Kirchen der Welt. Das Gebäude vermittelt Raum und Licht und besitzt keine mahnende oder schwermütige, sondern eine beflügelnde Aura. 


November - 17-imp













Das Santuário Dom Bosco: das tiefblaue Licht mit einem rosafarbigen Schleier ummantelt gibt der Kirche eine spezielle Ausstrahlung. Die freihängende, beispiellose Decke ist ein Meisterwerk der optischen Täuschung.

November - 22-impNovember - 23-imp











November - 25-imp

Auch das Militär muss da mithalten können - ein überdeckter Platz gestaltet als Muschel mit dem akustischen Effekt eines Echos. Uns erklärt man, die „Muschel“ ist der Degengriff und der Obelisk daneben ist die Klinge.  

November - 24-imp












November - 26-imp

Unsere nächste Grossstadt heisst Belo Horizonte. Hier interessieren wir uns hauptsächlich für den Markt in der Stadtmitte, von dem uns Einheimische schon vielerorts erzählten und uns empfohlen haben dort unbedingt Halt zu machen. Tatsächlich gibt es hier alles was das Herz begehrt. Nicht nur Leckereien und kulinarische Köstlichkeiten kann man hier erstehen, nein auch Haustiere wie Wellensittiche, Hamster oder Goldfische gibt es zu kaufen. Nachdem Jan aus Versehen den verkehrten Gasbrenner gezündet und unseren Kaffeebereiter (eine French Press mit Plastikummantelung) im Indi unter Feuer gesetzt, bzw. weggeschmolzen hat, finden wir hier im Mercado Central mit einer Cafeteira Italiana Ersatz.

November - 27-imp














November - 28-imp


Südlich der Stadt Belo Horizonte besuchen wird das erst seit 10 Jahren für die Öffentlichkeit zugängliche Centro de Arte Contemporânea INHOTIM. Eine beeindruckende weitläufige Gartenanlage mit vielen Galerien für moderne Kunst und zahlreichen Skulpturen im Freien. Mit über 1’600 unterschiedlichen Pflanzenarten (darunter ca. 200 Palmenarten), den umherwandernden Pfauen und den Seen mit Schwänen fühlt man sich wie im Paradies.

November - 29-imp










November - 31-imp
















November - 38-imp

Blick vom Zuckerhut auf Rio de Janeiro mit den Stränden Copacabana (links hinten) sowie Botafogo und Flamengo (in der Mitte) - zwischen diesen beiden Stränden liegt unsere Unterkunft in der ersten Reihe. Im Hintergrund nur schwer erkennbar der Corcovado.


Schon einige Tage vor unserer Ankunft in Rio de Janeiro haben wir uns für 5 Nächte über AirBnB ein Apartment in der Millionenstadt gebucht. Rio gilt nicht gerade als unkomplizierte Stadt. Aber da wir die City mit ihren weltbekannten Stränden und Sehenswürdigkeiten auskosten wollen, gönnen wir nicht nur uns ein sicheres Domizil, sondern auch unserem Indi und stellen ihn ca. 150 Meter entfernt in ein gesichertes Parkplatzgelände.

Wer hat noch nie etwas von der Copacabana, vom Zuckerhut oder vom Christus auf dem Corcovado gehört oder Bilder davon gesehen? Hier handelt es sich um die drei Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt Rio de Janeiro. Es versteht sich von selbst, dass wir bei dem herrlichen Wetter einen Badetag am bekanntesten Strand der Welt einlegen und die Aussichten vom Zuckerhut und dem Corcovado auf die Stadt geniessen. Rio hat aber auch den Ruf eine sehr gefährliche Stadt zu sein. Dies erfahren wir am eigenen Leib, als Jan von einem Mann ganz unbedarft nach der Uhrzeit gefragt wird und der dann blitzschnell mit seiner Hand an Jans Hals greift um ihm das Goldkettchen zu entreissen. Pech für den Bandit. Er hat es beim ersten Versuch nicht geschafft und zu einem zweiten kommt es nicht mehr. Dies war Gott sei Dank die einzige Erfahrung die wir diesbezüglich machen mussten.


November - 40-impNovember - 39-imp









Der Zuckerhut - auch bekannt geworden durch einen James Bond-Film. 

Nov  - 1 Kopie


Übrigens - wir werden voraussichtlich nie mehr so nah an unserem heimatlichen Längengrad sein wie auf dem Zuckerhut: unser östlichster Punkt auf unserer langen Reise durch Nord- und Südamerika ist der Zuckerhut in Rio de Janeiro.


Zudem haben wir im östlichen Teil Brasiliens Dank der Sommerzeit eine Zeitverschiebung nach Hause von gerade
mal 3 Stunden.





November - 37-impNovember - 41-imp

Die Copacabana - wahnsinnig umtriebig: viele Leute, ob als Sonnenanbeter oder als Kleinstgewerbler unterwegs, viele Szenen mit Sport, Spiel und Spass, und auch viele Gauner… 


November - 42-impNovember - 43-imp






Der Corcovado mit der Christus Statue - ein wahnsinniger Ausblick über Teile der Stadt. Links hinten: der Zuckerhut; die Strände Copacabana (links) und Ipanema (rechts).



Neben der Copacabana gibt es in dem doch sehr grünen und wundervoll zwischen den Hügeln gelegenen Rio de Janeiro noch viele andere sehenswerte Stadtteile mit herrlichen Sandstränden wie z. B. Ipanema oder Flamengo. Das auf einem Hügel gelegene stimmungsvolle Viertel Santa Teresa mit seinen Künstlern und Bohemiens ist durch eine antike Strassenbahn mit dem lebhaften Geschäftszentrum Centro verbunden. Allein der Kontrast des hübschen Santa Teresa zum geschäftigen Centro ist für uns sehr spannend. Umso mehr wir von Rio de Janeiro entdecken, desto aufregender finden wir dieses Zusammenspiel der verschiedenen Quartiere. Nicht zu vergessen sind die sogenannten Favelas, die Elendsviertel welche oben an den Hügeln der Stadt an den Hängen kleben und durch immer wieder entstehende Bandenkriege als relativ gefährlich gelten. Nach 6 sehr interessanten Tagen in der ehemaligen Hauptstadt Brasiliens ziehen wir wieder um in unseren Indi und verlassen mit ihm die beeindruckende Stadt entlang der Atlantikküste in Richtung der Costa Verde.

November - 48-impNovember - 47-imp









Santa Teresa mit der schmucken Bahn durch das Viertel.


November - 46-imp

Und weitere Stadtviertel - unterschiedlicher oder gar gegensätzlicher kann eine Stadt kaum sein.









Links: das moderne Centro, gleich daneben die „Altstadt“ von Rio (Bild oben). Unten: überall an den steilen Hängen und mitten in der Stadt haben sich die Favelas gebildet.

November - 44-imp


















November - 50-impNovember - 51-imp

Während Jan und ich noch unsere Gedanken und Erinnerungen zur Samba-Stadt Rio de Janeiro austauschen, wechselt während unserer Fahrt die Umgebung von bebauten Stadtgrenzbezirken zu hügeligen Urwaldlandschaften mit einsamen Sandstränden. Nun ist uns auch klar woher der Name kommt. Costa Verde bedeutet grüne Küste und da der Strand direkt an den saftig grünen Dschungel grenzt, passt der Name wie die Faust aufs Auge. Im Urwald der Costa Verde gibt es unzählige Wasserfälle und Flüsse zu entdecken in denen man baden kann. Entlang des Meeres findet man Hunderte kleine und grosse Strände, Buchten und Inseln, welche zum Verweilen einladen. Es gibt kilometerlange Beaches welche man auf hartgefahrenem Sand mit dem Fahrzeug entlang rollen kann, aber auch romantische Plätzchen für traute Zweisamkeit. Die Costa Verde ist so vielseitig, dass wir hier letztendlich eine ganze Woche verbringen und Tag für Tag nur wenige Kilometer weiter fahren um neue Wasserfälle und Strände zu entdecken.

November - 61-impNovember - 53-imp









Ein Stellplatz - gleich hinter dem Strand. Kann es überhaupt      Und so macht man es an der Costa Verde: mit dem Auto raus aus schöner sein? Wenn da nur die Mücken nicht wären …                der Grossstadt (Rio und Sao Paulo sind nicht weit entfernt)
                                                                  und einfach an den Strand fahren, alles auspacken und so ist  
                                                                  der Familienausflug perfekt. Nur die Flut darf man nicht 
                                                                  falsch einschätzen. Unser Indi war in der Nacht nur noch 1 
                                                                  Meter von der Wasserkante entfernt.


November - 59-imp

Kurzfristig entscheiden wir uns eine Wanderung durch den Regenwald zum einsamen Praia do Sono zu machen, um dort unser in Peru gekauftes Trekking-Zelt zum ersten Mal aufzuschlagen und eine Nacht an einem einsamen Sandstrand zu verbringen. Der herrliche Weg führt uns durch üppiges Grün und wir sehen mal etwas andere Tiere wie z. B. eine schwarz-gelbe Schlange oder eine grosse Spinne, die direkt am Wegesrand ihr Netz aufgespannt hat. Ein interessanter Weg der uns zu unserem Schlafplatz bringt.

November - 60-imp











November - 58-imp

Als wir am Praia do Sono ankommen merken wir aber, dass der zwar nur zu Fuss oder per Boot erreichbar ist, aber doch nicht so einsam ist wie wir erwartet haben. Hier stehen viele Hütten, welche Essen verkaufen, Schlafmöglichkeiten oder Camping anbieten und Bootsfahrten offerieren. Es sind zwar nur wenige Menschen hier, aber für uns ist das zu viel. Also wandern wir weiter durch den Regenwald bis wir den nächsten Strand erreichen. Und dann liegt er vor uns. Der Praia do Antiguo. Tatsächlich ist hier so gut wie keine Menschenseele, keine Hütte und kein Boot. Unser einsamer Strand. Hier schlagen wir unser Lager für die Nacht auf. Wie romantisch. Ein paar Meter hinter unserem Zeltplatz fliesst ein Bach mit sauberem Frischwasser aus dem Wald und das Bachbett bildet einen Trog, in den wir uns wie in einen kleinen Pool reinsetzen können. Nach unserer Wanderung im heissen Wetter erfrischt das kühle Nass unsere verschwitzten Körper. Im Moment können wir uns nichts schöneres vorstellen. Wir geniessen den Sonnenuntergang und stossen mit unserem mitgebrachten Flachmann auf unser neues Zelt an. Als dann die ersten Beissfliegen auftauchen ziehen wir uns in unser Schlafgemach zurück und die Nacht kann kommen. Am nächsten Morgen stehen wir etwas gerädert auf. Wir haben unterschätzt, dass wir keine 20 mehr sind und unsere Knochen anscheinend mit einer einfachen Iso- oder Strohmatte (trotz Sandunterlage) nicht mehr auskommen. Jan und mir tun die Knochen weh und wir wissen, dass wir für weitere Übernachtungen im Zelt definitiv eine bessere Schlafunterlage und einen Kissenersatz brauchen. So schnell lernt man dazu. Und trotzdem, der Morgen mit der aufgehenden Sonne an unserem einsamen Strand ist traumhaft schön und wir geniessen die Stimmung beim mitgebrachten Frühstück. Die Wanderung zurück zum Auto durch den Dschungel und wiederum über den Strand Praia do Sono ist wundervoll. Unser Ausflug zum Zelten war eine super Idee, die übrigens von Jan kam. Das möchte ich unbedingt nochmal wiederholen.

November - 54-impNovember - 55-imp










Unser neues Zweit-Zuhause: Dicht gegen Mücken ist es,             Einsamer Strand - nur wir, die Sonne und das Meer
Dichtigkeit auf Regen werden wir hoffentlich nicht austesten
müssen.

Und am Morgen sind alle Spuren vom Meer verwischt.
Ich war der Einzige und er Erste an diesem Morgen am Strand von Praia do Antiguo, natürlich mit Marita zusammen … 


Nun lassen wir die Costa Verde und somit den Atlantik erstmal hinter uns und biegen ins Landesinnere Brasiliens ab. Wir machen um die Megastadt São Paulo einen grossen Bogen und rollen den Iguaçu-Wasserfällen entgegen, welche in der Nähe des Dreiländereck Argentinien/Brasilien/Paraguay liegen. mb




Technisches und Elektrisches


Interessantes zum Thema Gas:

Inzwischen sind wir seit 20 Monaten in 11 verschiedenen Ländern unterwegs und noch nie gab es Probleme eine Station zu finden, wo wir unsere Gasflaschen auffüllen lassen können.

Zur Info: Wir haben 2 Flaschen aus den USA die jeweils eine Gallone fassen (knapp 3.8 Liter). Die Flasche, welche direkt mit den Gasbrennern unserer Küche im Indi verbunden ist, steht in einem sicheren Behälter im Kofferraum. Die zweite Flasche benötigen wir für unseren Kugelgrill, den wir zum draussen kochen, bzw. zum grillen einsetzen. Ausserdem dient die zweite Flasche als Ersatz, falls die „Küchenflasche“ mal leer ist. Der Aus- und Einbau der Flasche ist jedesmal ein rechter Aufwand, weil die US-Flasche für den deutschen Behälter eigentlich zu gross ist und wir deshalb sämtliche Schrauben der Gaszufuhr öffnen müssen. Die Verschraubungen sind eigentlich nicht dafür gedacht, dass man sie regelmässig öffnet und schliesst. Aber bei unseren Einbauten bleibt uns nichts anderes übrig und vielleicht ist genau das der Grund, weshalb eine Gasflasche manchmal schon nach 3 Tagen, anstatt erst nach 3 bis 4 Wochen leer war.

Okay, soviel zur allgemeinen Info. Wie gesagt 20 Monate, 11 Länder, Gasflasche füllen kein Problem. Aber wie bereits erwähnt, in Brasilien ist alles anders. Auch die Sache mit dem Gas. Als unsere Küchenflasche leer war dachten wir, wir machen das wie immer und suchen eine Füllstation auf, an der unsere Gallonen-Flasche wieder befüllt wird. Das Finden dieser Stationen ist kein Problem, aber hier in Brasilien erklärt man uns, dass es unmöglich ist Flaschen aus anderen Ländern zu befüllen. Zum Glück gibt es ja verschiedene Gasanbieter. So rennen wir von Ultragas zu SuperGasBras, weiter zu CopaGas und besuchen die Füllstation von NacionalGas. Überall fahren wir vorbei, aber ohne Erfolg. 

Wie es der Zufall will ist nach weiteren 3 Tagen auch noch unsere zweite Flasche leer. Da war wohl wieder was undicht. Okay! Wir wissen jetzt der Anschluss der amerikanischen Flaschen kann angeblich in Brasilien nicht bedient werden. Woanders erklärt man uns, sie könnten die Flasche schon befüllen, technisch kein Problem, allerdings dürfen sie nur firmeneigene Gasflaschen füllen. Wir fahren zu riesigen Gaslagern an denen grosse LKW’s mit Gasflaschen be- und entladen werden. Wir haben kein Glück. Überall das Gleiche. Unmöglich. Also versuchen wir uns online übers Internet Rat zu holen. Erst jetzt finden wir Informationen von anderen Overlandern, dass es generell ein Problem in Brasilien ist ausländische Gasflaschen befüllen zu lassen. In Internet-Foren erhalten wir Tipps, mit welchen Adaptern ein Auffüllen möglich wäre, oder wie man Gas von einer Flasche in eine andere umfüllt. Dies ist nicht ganz ungefährlich und wir versuchen erstmal ohne Gas auszukommen. Letztendlich finden wir auf der Homepage des iOverlander.com (bzw. auf derer App) einen Ort, an dem es wohl doch noch möglich sei aus einer ausländischen Gasflasche die Luft raus zu lassen. In Angra dos Reis an der Costa Verde werden wir bei NacionalGas fündig. Ein Mann nimmt unsere Flaschen entgegen, gibt diese an einen zweiten weiter, dieser erklärt uns wir sollen in ca. 6 Stunden wieder da sein, dann seien die Flaschen wieder voll. Und tatsächlich, nachmittags um 15 Uhr nehmen wir glücklich unsere beiden Gallonen-Flaschen entgegen.

 

Der Preis? Für die zwei Befüllungen haben wir 100 Reais bezahlt. Das sind umgerechnet ca. 30 CHF. Das ist etwa das 5-fache von dem, was wir sonst bezahlen. Aber für uns ist es das definitiv wert. Können wir jetzt doch endlich wieder zum Frühstück Kaffee kochen, Eier braten, Pfannkuchen backen, Toast rösten… oder zum Znacht Fleisch grillen, Spaghetti kochen, Gemüse dünsten, Kartoffelgratin zaubern… oder zwischendurch Kuchen und Brot backen… oder jetzt gerade zur Adventszeit Plätzchen und feinen Glühwein machen…




Plan für den Dezember:

Der Besuch der gigantischen Iguaçu-Wasserfälle, zurück an die Atlantikküste, südwärts in Richtung Uruguay mit Stops in einigen Städten mit deutschen Auswanderern



Unsere Rekorde  😉

Neue:                                                                                                                                                                                                   

  • östlichster Punkt unserer Reise: S 22° 56’ 57.5’ / W 43° 09’ 22.9’’ am 19.11.16
  • minimale Zeitverschiebung nach Hause: 3 Stunden im Osten von Brasilien (dank der Sommerzeit)


Bestehende:                                                                                                                                                                                          

  • höchster gesichteter Berg/Bergspitze: der 6’788 Meter hohe Huascaran Sur in der Cordillera Blanca, Peru (alter Wert: Vulkanspitze Chimborazo, Ecuador mit 6’310 Metern)
  • Höchster Punkt mit Indi: 4’849 M.ü.M. am Pass bei Vilavila - Nähe Cusco, Peru am 15.10.16 (alter Wert: 4'835 M.ü.M. am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 1, Ecuador) 
  • höchster WasserfallCatarata Gocta mit 771 Metern ist der weltweit 3. höchster Wasserfall - Nähe Chachapoya, Peru
  • Höchster Punkt zu Fuss: 5’067 M.ü.M. am 27. Juli 16 am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 2, Ecuador;  (alter Wert: Vulkan Puracé, Kolumbien)
  • wenigsten gefahrenen Autokilometern: Monat Mai 2015 mit nur 1’387 km (Panama und Cartagena) 
  • heissester Tag: 41.5° C Schattentemperatur am 22.4.16 in der Nähe von Liberia, Costa Rica (alter Wert: 37.5°C am 16.3.2016 in Sacapulas, Guatemala)
  • maximale Temperatur im Indi: 40.5°C am (alter Wert: 37.5° C am 9.6.15 in Helena MT, USA)
  • längster Aufenthalt an einem Ort: 18 Nächte im März/April 2016 am Pasaj Cap bei Pierre, Lago di Atitlán - Guatemala 
    (alter Wert: Santa Elena, Atotonilco el Alto - Mexico (bei Charly) vom 25.12.15 - 5.1.16)
  • weltweit grösster Kratersee der Welt: Mono Lake - CA mit ca. 150 km2
  • die grösste Weitsicht: 159 km vom Mt. Rainer - WA (4’392 M.ü.M.) zum Mt. Hood - OR (3’402 M.ü.M.) am 10.9.2015
  • der längste beobachtete Güterzug: 168 Kohlewaggons in Canmore AB der Canadien Pacific Railway am 15.6.15
    (alt: 128 Waggons)
  • nördlichster Punkt unserer Reise: N 68° 25' 3’’ / W 133° 45’ 31’’ (über dem Polarkreis mit N 66° 33’) am 3.7.15
  • westlichster Punkt unserer Reise: N 59° 46’ 27“ / W 151° 52’ 2“ (Anchor Point, Kenai-Peninsula AK) am 28.7.15
  • maximale Zeitverschiebung nach Hause: 10 Stunden in Alaska
  • das am längsten dauernde Sonnenlicht: 24 Stunden in Inuvik - NT
  • näher an Russland als von zu Hause aus: ca. 1’000 Km Luftlinie in Alaska
  • ein leckeres Eis essen möglichst weit weg von der Zivilisation: am Yukon River in Eagle - Alaska, wirklich am A… der Welt am 16.7.15
  • die höchste Dichte an reisenden Schweizer: mindestens 6 Autos auf dem Dempster Highway gleichzeitig im Juli 2015
    (geschätzt: über 75% der reisenden Europäer! )
  • längster erzwungener Reisestopp: 5 Tage wegen Notlauf-Modus des Motorenmanagments des Indi in Dawson City YT im Juli 2015
© Copyright by Jan Hiddink und Marita Bottner  - 2014/2015/2016