Auf nach Salta - Unterwegs mit MaJanta (1. - 13. Mai 2017) 
von Giulia Hiddink



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Stellt euch vor, euer Telefon klingelt und Jan fragt euch, ob ihr spontan Lust hättet, 2 Wochen mit ihm und Marita durch die Anden zu kurven.  Nun, wie man sich wahrscheinlich nur unschwer vorstellen kann, hatte ich Lust. Und wie! Ich packte auf der Stelle Sack und Pack und hatte nur noch ein Ziel: San Pedro de Atacama. Wir hatten am Telefon ausgemacht, uns in dem Ort zu treffen und von dort aus gemeinsam nach Salta in Argentinien zu fahren. Allerdings würden sie nur von Freitag bis Sonntag dort sein, sollte ich bis dahin nicht aufgetaucht sein, müssten sie ohne mich fahren. Es wurde ziemlich knapp, da man sich einfach nie auf die chilenischen Busfahrer verlassen kann. Sonntagabend um 7 Uhr stieg ich etwas verzweifelt nach 38 Stunden Busfahrt und einem Busausfall aus dem Ersatzbus, überzeugt, sie um wenige Stunden verpasst zu haben – der vereinbarte Termin war bereits überfällig. Umso glücklicher war ich, als plötzlich Marita hinter mir stand und mich willkommen geheißen hat. Völlig erschöpft aber dankbar bin ich ihr zum Indi gefolgt. Es war ein schönes Gefühl. Die Sonne ging unter, es war gerade angenehm warm und das Auto duftete nach frischgebackenem Apfelkuchen und  strahlte Gemütlichkeit aus. Das Wiedersehen war schön und ich merkte wie gut es tat, zwei vertrauten Gesichtern in Chile zu begegnen. Doch nun stellte sich ein anderes Problem: Hatten wir zu dritt überhaupt Platz? Dass ich sie für 2 Wochen auf ihrer Reise begleiten sollte, war für mich eine tolle wie auch etwas beängstigende Vorstellung.

Sie leben nun schon über 2 Jahre im Indi, haben sich an  das Leben und den kleinen Raum gewöhnt und ihre eigene Routine entwickelt. Würde ich da hineinpassen? Das Auto wurde schließlich für 2 Personen eingerichtet und ein drittes Bett war weder eingeplant, noch eingebaut. Und würden wir drei es auf engstem Raum auch aushalten? Das waren die Fragen und Ängste die mich schon die ganze Busfahrt über gequält haben. Aber ich war auch unglaublich neugierig und gespannt auf ihr doch so anderes Leben und freute mich sehr, für eine Weile Teil davon zu werden. Ich hatte keine Ahnung wie es werden würde und was ich in der nächsten Zeit alles sehen werde. Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Aber alles der Reihe nach.

Nachdem wir die Frage nach dem Wasser/Bad/Klo (das war mir besonders wichtig)  als erstes geklärt hatten, wurde mein Rucksack und dessen Inhalt dank Jan’s Pack-Künsten – erlernt bei den Pfadfindern – erfolgreich im Inneren des Autos verstaut (es hat so viele gut versteckte Schubladen, das glaubt man kaum). Auch für das Bett wurde eine Lösung gefunden. Da man den Esstisch entfernen konnte, haben wir jeden Abend ein Matratzenlager mit Schaffellen am Boden gebaut und es am Morgen wieder abgebaut. Da ich glücklicherweise ein eher kleinerer Mensch bin, habe ich wunderbar dahingepasst. Allerdings hat Marita darauf bestanden, auch mal auf dem Matratzenlager zu schlafen, und so haben wir uns dann abgewechselt. 

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Schnell wurde mir klar, dass es gar nicht mal so locker damit getan ist, in den Anden herumzukurven. Die Höhe ist anstrengend, man trinkt viel, kann sich kaum bewegen und es ist so unglaublich kalt und windig. In einer Nacht war es so kalt, dass wir uns zu dritt ins Bett gelegt haben, um nicht mit ein paar Zehen weniger aufzuwachen. 



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Aber das ist alles ganz egal, denn man wird mit so einer schönen Landschaft belohnt, dass sich diese Mühen mehr als auszahlen.  Wir sind als erstes zu den Piedras Rojas und dem Salar de Talar gefahren. Natürlich gab es Horden von Touristen, die jedoch nach 10 Minuten sowieso wieder gefahren sind. Der Platz ist wunderschön, das Wasser hat ständig seine Farbe geändert und verschiedene Schattierungen von blau angenommen und der Strand war weiß. Wie Marita so schön sagte – Karibik pur. Mit dieser Erwartungshaltung öffneten wir die Autotür und der Wind schlug uns um ein Haar die Tür aus der Hand. Es war kalt und windig draußen, doch die Sonne strahlte vom Himmel als wäre nichts. Nach einer lustigen Fotosession und nachdem ich auch mal den „Sand“ probieren musste (es ist alles Salz) haben wir beschlossen, dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Der Ort war so schön, allerdings haben die Touristen ein bisschen gestört und einen windgeschützten Platz brauchten wir auch. 

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Zum Glück hat es dort vieeeeel Platz. In einer malerischen Bucht hat Jan den Indi windgeschützt geparkt und ist dann mit mir auf Flamingo-Jagd gegangen. Ein einsamer Flamingo hat in der Bucht sein Abendessen zusammengefischt, wollte sich aber partout nicht von uns fotografieren lassen. Jan ist es schließlich doch noch gelungen, ein paar schöne Fotos zu knipsen.






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Von dort aus ging es über die Grenze nach Argentinien. Unglaublich aber wahr: Kaum waren wir in Argentinien, sah die Landschaft unwesentlich aber doch erkennbar anders aus. Zwar waren es weiterhin Berge und Geröll, bewachsen mit spärlichen Grasbüscheln und doch sah genau das Gras in Argentinien anders aus – unglaublich! Auf unserem Weg nach Salta sind uns nicht nur haufenweise Vicuñas über den Weg gelaufen, nein, auch Gleichgesinnte haben wir getroffen. Das war sehr spannend für mich, da ich nun die verschiedensten Arten der Reisemobile kennenlernen konnte. Duro, Lastwagen, VW-Busse, Land Rover, alle möglichen geländegängigen Automobile durfte ich sehen und besichtigen. Es war sehr interessant, die anderen Reisenden kennenzulernen und ihren Geschichten zu lauschen. 

Im Nachhinein muss ich aber doch zugeben, dass mir der Indi einfach am besten gefällt und alles bietet, was ein Auto für Südamerika braucht.

Und so verging die Fahrt wie im Flug. Am Morgen sind wir früh aufgestanden, haben das Matratzenlager aufgeräumt, gefrühstückt und den Indi nach der kalten Nacht startklar gemacht. Danach sind wir durch unglaubliche und menschenleere Landschaften gefahren, immer durch die kargen, aber bunten Anden. Die Landschaft verzaubert mich. Hinter jeder Kurve sah es anders aus und man tauchte in eine neue Welt ein. 
Jan und Marita haben tapfer meine Begeisterungsstürme und endlose Fotoschiesserei ausgehalten und jedes Mal geduldig für eine Pinkelpause (inoffiziell aber Fotopause) angehalten. 


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Auch haben sie mit mir eine Präinkastätte besichtigt, bei der ich zwar nicht so viel von den Inkas gesehen habe, dafür aber einen riesigen Kaktus entdeckt habe. Außerdem war die Aussicht atemberaubend, was jede Mühe wieder wettgemacht hat.




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Doch die Fahrt nach Argentinien ging schnell vorbei und schon standen wir in Salta auf dem Campingplatz. Dort wurde gross Wiedersehensfreude mit den Gauchos von „nichtswieweg.ch“ gefeiert. Es wurde viel erzählt, getrunken und gelacht. Und obwohl keiner sich verabschieden wollte, musste es wieder weitergehen. Argentinien war toll. Die Landschaft stand der Chilenischen in nichts nach, allerdings muss man schon sagen, dass das Leben dort etwas mühsamer ist. Die Läden waren immer zu (sie machen sehr lange Siesta) und das Essen war unglaublich teuer und Obst und Gemüse Mangelware. Doch trotz der großen Inflationskrise möchte ich unbedingt wieder dorthin und mehr sehen…


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Maritas Geburtstag haben wir in einem Kaktuspark gefeiert. Sie hat ihren legendären Schokokuchen gebacken, den wir dann mit Tee und Sekt verspeist haben. Wir haben einen einigermaßen windstillen Platz mitten im Naturpark gefunden mit einer hinreißenden Kulisse um uns herum. Es war wirklich sehr schön und friedlich. Generell hat es mich immer wieder erstaunt, wie gut nicht nur die beiden mit dem kleinen Raum klarkommen, aber wie auch ich mich daran gewöhnte und in ihren Tagesablauf einfügte.  Ich fühlte mich fast wie zu Hause.  Gemütlich war es im Auto immer: Es wurde sehr lecker gekocht, morgens beim Aufstehen war es dank der Heizung mollig warm und Kinoabende mit Popcorn vervollständigten die heimelige Atmosphäre noch. 

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Auf unserem  Rückweg nach Chile sind wir auf den offiziell höchsten Pass Südamerikas gefahren, den der Indi brav gemeistert hat. Es war unglaublich, so hoch zu sein (4995m) und doch konnten Jan und ich es nicht lassen, trotz der extremen Bedingungen, die 5000m zu knacken. Es war unglaublich anstrengend bei der Kälte, Höhe und diesem schrecklichen Wind den Berg hochzukraxeln, doch wir schafften es. Das war wirklich ein tolles Gefühl. 





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Doch keine Zeit zum Ausruhen, schon ging es weiter nach San Antonio de los Cobres, schließlich galt es, einen Zug zu erwischen. Den Tren a las Nubes hatten wir bei der Hinfahrt leider verpasst, wollten aber bei der Rückfahrt unbedingt noch sehen, wie er über das Viadukt fährt. Nach einer sehr holprigen Fahrt über Argentiniens Wellblechpisten haben wir es tatsächlich noch auf die Minute geschafft. Und vor unseren Augen fuhr der Zug auf dem Viadukt entlang, direkt dem Himmel entgegen...





Die Zeit mit den Beiden ist viel zu schnell vorbei gegangen, und ehe ich mich versah, waren wir wieder in San Pedro de Atacama. Diesmal sind wir über den Jama-Pass gefahren und waren alle positiv überrascht. Schließlich  war der Sico wahrhaftig schön und keiner hatte irgendetwas nennenswertes über den Jama gesagt. Doch auch der Pass war sehr beeindruckend, vor allem als wir plötzlich durch eine Felsenwüste gefahren sind. 


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Aber ich muss langsam zu einem Ende kommen.
(Bild: Anfahrt auf San Pedro de Atacama, der Start und das Ende der gemeinsamen Reise)








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Vielen, vielen Dank Jan und Marita, dass ihr mir diese 2 unglaublichen Wochen ermöglicht und mich einfach in euer Leben aufgenommen habt. Ich hatte viel Spaß und es hat so gut getan, euch zwei wieder zu sehen. Dank euch konnte ich nicht nur alles über das Reisen erfahren und viele verschiedene Leute sowie Fahrzeuge kennenlernen, sondern ich habe auch die unglaublichsten und schönsten Landschaften meines Lebens gesehen. Ohne euch hätte ich das niemals machen können! Ich werde euch wahrscheinlich nie genug für diese eindrückliche Reise danken können, aber eins ist sicher: Ihr habt auch in mir das Reisefieber geweckt! - Giulia -



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