Februar 2018 - die Seenlandschaft in Argentinien und Chile

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Reisebericht Februar 2018

WANDERN, BADEN, ABENTEUER!!! Das sind die drei Schlagwörter die für den Monat Februar stehen. Sowohl im sonnigen Argentinien, als auch im sommerlichen Chile bringen wir viele Kilometer zu Fuss hinter uns. Wir erfrischen uns in klaren Gewässern oder belohnen uns nach langen Wanderungen mit einem angenehm warmen Thermalbad. Abenteuer erleben nicht nur Jan und ich während unserer Ausflüge, auch der Indi wird im Februar so richtig gefordert und unser „Expeditions-Fahrzeug“ zeigt uns wiederholt, welche Kraft und Geländetauglichkeit in ihm steckt.




Gefahrene Distanz: 1'806 Km


Reiseroute:

Chile: Río Futaleufú - Paso Futaleufú 

Argentinien: Trevelin - Laguna La Zeta, Esquel - El Bolsón - Lago Nahuel Huapi - Villa La Angostura - Camino de los 7 Lagos - San Martín de los Andes - Termas de Queñi - Paso Huahum

Chile: Reserva Nacional Mocho Choshuenco - Valdivia - Playa Calfuco - Parque Nacional Villarrica - Lago Caburgua - Cunco - Río Alpehue - Lonquimay - Reserva Nacional Malalcahuello/Nalcas - Los Ángeles - Parque Nacional Laguna del Laja

Link zu Google Maps





Ein alt bekannter Übernachtungsort - heute ohne verzuckerte Berge und einem
Seewasser um einige Grade wärmer: Naheul-Huapi-See, nähe Bariloche/ARG



Es ist Sommer und somit Badezeit


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Wir nutzen die heissen Tage um es uns so richtig „urlaubsmässig“ gut gehen zu lassen. Unseren ersten „Badestopp“ im Februar machen wir noch in Chile am Fluss Futaleufú. Hauptsächlich wird in diesem rauen Gewässer Wildwasser-Rafting betrieben, aber an der Flussbiegung, an der wir uns für ein paar Tage niederlassen, ist es tatsächlich möglich ein erfrischendes Bad zu nehmen, ohne gleich von der Strömung mitgerissen zu werden.


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In dieser Biegung können wir trotz grosser Strömung baden. Dennoch müssen wir aufpassen, denn das Wasser ist eiskalt und wehe man verbringt darin zu viel Zeit.



Wir richten uns für ein paar Tage ein: Tisch und Stühle aufstellen, Markise ausfahren, Wäscheleine spannen, Feuerholz spalten. Und dann geniessen. Zwischendurch nötige Reparaturen vornehmen, den Indi innen und aussen putzen, Büro erledigen und eben zwischendurch einen Sprung ins kühle Nass.



Unsere Runde im Sommermonat Februar führt uns durch das argentinische Seen-Land und auch hier finden wir etliche erfrischende Möglichkeiten uns von der heissen Mittagssonne abzukühlen. Jan ist kein so grosser Fan davon, aber ich liebe es gleich am frühen Morgen in einen eiskalten Bach zu hüpfen oder in einen klaren See zu tauchen. Das regt nicht nur den Kreislauf an, das weckt auch die Geister die in einem stecken.

Marita beim Geniessen.


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Auf unserer Reise durch die Anden weiter nordwärts fahren wir durch aktive Vulkan-Gegenden, in denen es von Thermalbädern nur so wimmelt. Mit den Termas de Queñi (Argentinien) und einer Wanderung zu den Thermen am Río Alpehue (Chile) erfüllen wir uns den Wunsch, sich in solch vulkanisch aufgeheiztem Wasser zu fläzen.

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Die Thermalbäder - direkt an der Quelle brühend heiss, dafür aber schön temperiert je nach gewähltem Abstand zur Quelle. Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, die Quelle zu finden. Am Río Alpehue stösst das Wasser irgendwo im Kiesbett des Bachs empor und ehe man sicht versieht hat man einen verbrannten Hintern.



Der Fluss gleich neben der Terma de Queñi ist kalt genug,         Viele Seen mit sauberstem Wasser laden zum Schwimmen ein.  
um sich wieder abzukühlen, aber auch um sich vor lauter Kälte     Dieser See hat nur in der obersten 
Wasserschicht angenehm
schmerzende Glieder einzufangen. Das nennt man
 Kneippkur.         warmes Wasser - darunter ist es eiskalt. Also ja nur 
                                                                  schön flach im Wasser liegen.

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Wir können den Sommermonat Februar voll und ganz geniessen.








Der Mensch ist ein Gesellschafts-Tier


In wunderschönen Landschaften ist man selten alleine. Das merken wir vor allem als wir Esquel (Argentinien) erreichen und von dort in Richtung Norden und somit in die Touristen-Region schlechthin kommen. Entlang der Städte El Bolsón, San Carlos de Bariloche, Villa La Angostura und San Martín de los Andes ist die Natur mit ihren vielen Bergseen so traumhaft, dass die halbe Welt hier Urlaub zu machen scheint. Naja, es ist Hochsaison und wir stecken mittendrin.


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Wir lernen neue Reisekollegen kennen und veranstalten mit ihnen lustige Pizza-Abende am Lagerfeuer. Dazu mache ich genügend Teig, stelle sämtliche eigene und von Kollegen mitgebrachte Zutaten für den Belag auf den Tisch im Indi und dann muss jeder mal ran und eine Pizza kreieren. So wird dann eine nach der anderen auf dem Feuer gebacken, in Stücke geteilt, vernascht und im Anschluss ist der nächste Pizzaiolo mit Belegen dran. So kann es schon mal vorkommen, dass ein Pizza-Abend mehr als 4 Stunden dauert (schliesslich sollen ja alle satt werden).

Hanna und Jonas aus Deutschland üben sich
im Pizza-Teig ausrollen


An so einem Abend (und weiteren Nächten und anderen Orten) lernen wir vom argentinischen Camping-Volk. Hat man ein Auto dabei, braucht man keine Taschenlampe. Ist die Sonne untergegangen und rund um den Schlafplatz dunkel, parkt man einfach das Auto in die richtige Position und schaltet die Scheinwerfer ein. Schwuppdiwupp hat man genügend Licht zur Verfügung um den Zeltplatz zu erhellen. Damit die Auto-Batterie den Geist nicht aufgibt ist vorgesorgt, man lässt den Motor laufen. Ja, so geht das. Von wegen Taschenlampe oder „Hiere-Biere“ (Stirnlampe)… ein Auto genügt.

Auch dies gehört dazu: Nach einer Flussquerung
wird man bildhaft darauf hingewiesen zu kontrollieren,
ob das Auto noch seine Nummernschilder hat.


In Chile werden wir von Einheimischen häufig auf deutsch angesprochen. Auf unser Fragen stellt sich heraus, entweder sind es Menschen die europäische Vorfahren haben, oder Leute welche von ihren Eltern auf eine deutsche Schule geschickt wurden. In jedem Fall merkt man, dass es ihnen sichtlich Spass macht die deutsche Sprache zu praktizieren. Für uns auch mal eine Gelegenheit eine „Spanisch-Sprech-Pause“ zu bekommen. Wir merken dann, dass es schon auch anstrengend sein kann immer in einer Fremdsprache kommunizieren zu müssen.







Bizarre Vulkane und atemberaubende Aussichten


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Tatsächlich finden wir zwischen unseren vielen Badestopps noch genügend Zeit zum Wandern. Grob überschlagen laufen wir im Monat Februar mehr als 60 Kilometer. Wir klettern 3’300 Höhenmeter rauf und steigen dieselben 3’300 Meter auch wieder runter. Wir fühlen uns fit wie ein Turnschuh und dementsprechend stellt sich ein körperliches Wohlgefühl ein. Es wäre ja auch eine Schande diese herrliche Berg- und Vulkanlandschaft einfach nur mit dem Auto zu durchqueren, ohne nicht wenigstens einen dieser beeindruckenden Hügel oder Kegel zu besteigen. Sowohl Argentinien, als auch Chile bietet uns mehr als ein mal beste Gelegenheit die Beine zu vertreten.




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Wir bestaunen die Wälder.


Immer wieder Ausblicke auf eine einmalige Landschaft, wohl eine die zu unseren Favoriten zählen darf.

Wanderung auf den Cerro Falkner zusammen mit dem Deutschen Paar Heike und Peter.

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Die Natur zeigt sich immer wieder von der schönsten Seite.
Der gefällte Baum ist bildhaft das Symbol der riesigen Bäume, die leider immer mehr und mehr dem Menschen weichen müssen.
Übrigens, Marita wird hier von einem Käfer geplagt, ein Zeichen einer noch intakten Natur.

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Araukarie - der wohl schönste Baum der Welt


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Unsere Wanderung im Nationalpark Villarrica auf den Cerro Los Pinos führt uns durch wunderbare Araukarienwälder. Die Araukarie gilt als der Nationalbaum Chiles und weil sie hier so fleissig wächst, hat ihr die Region sogar ihren Namen zu verdanken, nämlich Araucanía. Die Araukarie mit seinen schuppen- bis nadelförmigen Blättern und den quirlig stehenden Ästen, wächst nur in Höhen zwischen 1’300 bis 1’600 Meter über Meer und verträgt Niederschlagsmengen von 2’000 bis 3’000 mm pro Jahr. Lustig finde ich seinen englischen Namen „monkey puzzle tree“, denn für einen Affen wäre es eine echte Herausforderung diesen Baum mit seinen sehr spitzig-scharfen Blättern zu beklettern. Zu deutsch kann man die Araukarie auch einfach Chilefichte nennen.


Wiedereinmal traumhafte Wälder: mit Moos umgarnte Buchen
 und Eichen, dazwischen junge Araukarien.


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Meist stehen die Araukarien als Solitäre, wenige in Gruppen oder gar zu einem Wald vereint.


Nicht anfassen! So spitz und hart
 sind die Blätter oder Nadeln oder Schuppen?


Und wieder einsame Strassen (zwar nur selten in dieser Gegend)
entlang von Lavafeldern und Araukarienbäumen. 


Vulkan Lanín

Ist das Wetter uns meist gut gesinnt, so doch manchmal nicht optimal zur richtigen Zeit fokussiert. So zum Beispiel beim Aufstieg zum Cerro Los Pinos mit dem Zweck, den Vulkan Villarrica zu bestaunen. Auf dem Weg aufwärts ist das Wetter noch heiss und es gab kaum Wolken, doch der Blick auf den ganz nah gelegenen Vulkan Villarrica bleibt uns wegen der Topographie versperrt. Oben angekommen sind die Wolken da, also doch keinen Ausblick. Nach einer Wartezeit von beinah 2 Stunden und gerade dann, als wir uns auf dem Rückmarsch machen wollen, lichten sich die Wolken und gegenüber des eigentlich gesuchten Berges erscheint der Vulkan Lanín. Wir sind uns ganze zwei Stunden lang nicht bewusst, dass da dieser Vulkan steht - welch eine Überraschung. Lanín ist aber scheu - er zeigt sich uns nie ganz, nur immer Teile von sich. 

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In diesen Wolkenbändern versteckt sich der Villarrica und viele weitere Vulkane. Immer wieder werden Nebelschwaden hoch-getragen, welche wie eine Schlange die schwarze Lava umschlingen. Sie spielen mit uns, geben sie uns doch immer wieder die Hoffnung auf einen freien Blick auf die Vulkane. Aber sie sind uns nicht hold. Erst als wir bei Sonnenuntergang wieder im Tal sind, verschwinden die Wolken und Nebelschwaden. So ist die Natur, unberechenbar aber mit vielen Überraschungen: Lanín, Araukarien und spielende Wolkenbänder.




Vulkane Mocho (vorne rechts, der runde) und Choshuenco mit Gletscher

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Aufstieg zu den Vulkanen Mocho und Choshuenco (Chile) ist ungeplant. Eigentlich wollten wir nur ein paar Kilometer rauf bis zum Aussichtspunkt gehen. Aber dort angekommen zieht es uns weiter in die Höhe. Man könnte sagen „Der Berg ruft“ (aufi muass i, aufi auf en Berg!). Vom Aussichtspunkt wollen wir nur noch schnell bis zur Schneegrenze. Aber von der Schneegrenze ruft uns der Berg noch weiter hoch bis an den Kraterrand, wo wir einen wunderbaren Blick auf den nun vor uns liegenden Gletscher haben. Der mühsame Aufstieg über das Schneefeld hat sich wirklich gelohnt. Die Aussicht ins Tal ist grandios. Und das Abwärtsrutschen auf dem Firn macht Riesenfreude. Heisa, was für ein Spass mitten im Sommer.


Von unten nach oben betrachtet: die Vulkane Choshuenco/Mocho vom Lago Panguipulli,
dann von unserem Startpunkt zur Wanderung aus gesehen.

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Schneefelder sind zu überbrücken.                                 Der Blick auf die Vulkane über den Gletscher hinweg.

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Und abwärts lassen wir uns vom Schnee tragen -
eine höllische Gaudi für uns alten Skifahrer!

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Das Geröll und die Lava liegen nur ganz locker in der Gegend herum, kleinere Gletscherzungen stehen uns im Weg. Wir müssen aufpassen, eine faszierende aber dennoch fremde und gefährliche Welt für den Menschen. 


Uuups - ein Skorpion - Die Farbigen seien die Giftigen             Uuups - ein gröberer Steinschlag.

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Wusstest Du, dass es in Chile insgesamt 2’000 Vulkane gibt? Und ist Dir bekannt, dass 500 von denen aktiv sind? 

Rundum-Blick vom Cerro Falkner aus: mindestens 5 Vulkane ragen in den Himmel (leider können wir diese nicht mehr eindeutig zuweisen).

Übrigens, aufgrund der vielen Wolken hat man nur wenige Male im Jahr das Glück, solche Aussichten geniessen zu können. 





Villarrica?














Lanín?













Vorne Puntiagudo und hinten Osorno?














Tronador? Ja, dieser muss korrekt sein.



Vulkan Lonquimay

Einer dieser aktiven Vulkane, ist der wunderschön kegelförmige Vulkan Lonquimay. Sein letzter Ausbruch an Weihnachten im Jahre 1988 liess einen beein-druckenden Krater entstehen welcher bewandert werden kann. 








Steil geht es durch das Lavagestein nach oben, immer mit dem Motto:
zwei Schritt nach vorne, einen zurück. Das geht an die Puste.

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Erst von dort oben wird einem das Ausmass bewusst, wieviel Land der 10 Kilometer lange Lavafluss für immer zugedeckt hat. Wie ein mächtiger Maulwurfshügel mit einem langen unterirdischem Zugang zieht sich das schwarze Gestein längs ins Tal. Wenn so viel Gestein aus dem Erdinnern austritt, dann muss doch da unten jetzt ein wahnsinnig grosses Loch sein, oder nicht?


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Das Kraterloch „Navidad“ - selten sieht man so schön in das Innere eines Vulkans, ja gar in das Innere der Erde.




So muss es wohl oben auf dem Mond aussehen.



Der jüngste Lavastrom - mächtig zieht er durch das Tal, ganze 10 Kilometer lang.
Links und rechts davon entsteht bereits eine wunderschöne Landschaft.

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Abstecher zum Pazifik


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In den Bergen, nämlich in einem Refugio des Chilenischen Anden-Clubs, lernen wir den deutsch sprechenden Chilenen Gustavo kennen. Er erzählt uns begeistert von seiner Heimatstadt Valdivia nahe der Pazifikküste. Dies ist für uns der Auslöser einen Abstecher ans Meer zu unternehmen. Unsere Vorräte und Tanks sind eh leer und da Valdivia ein grösseres Städtchen ist, nutzen wir die Gelegenheit um dort gleich noch den Grosseinkauf zu erledigen. 

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Bekannt ist Valdivia vor allem für den Fischmarkt „Mercado Fluvial“, den wir uns nicht entgehen lassen. Hier werden neben fangfrischem Fisch auch Muscheln und Krabben angeboten. Ausserdem ist nahe der Stadt Valdivia der Sitz der berühmten Brauerei Kunstmann, die man besichtigen kann und der ein Restaurant mit echt deutschen Feinschmecker-Gerichten angeschlossen ist. Uns ist da eindeutig zu viel Rummel. Für unseren Geschmack wird das Thema „Bier und Deutschland“ mit Lederhosen und Deutschland-Flagge schon fast lächerlich gemacht. Wir ergreifen da lieber die Flucht und verzichten liebend gern auf Schweinebraten und Sauerkraut.

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Dies ist ein bevorzugter Sonntagsausflug für die Chilenen, um mal ein Souvenier - nebst Mittagessen - einzukaufen.

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Da ist uns der ruhig gelegene Playa Calfuco am Pazifik schon lieber. Hier verweilen wir gerne und geniessen den Blick über das weite Meer.







Endlich wieder frisches Obst und Gemüse


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Haben wir ganz im Süden von Chile und Argentinien noch freiwillig auf frisches Obst und Gemüse verzichtet, schlagen wir jetzt wieder voll zu. Lieber Leser, wahrscheinlich fragst Du dich jetzt, ob es denn im Süden dieser zweier Länder keine frischen Sachen gibt. Oh doch, die gibt es da schon, aber die haben oft schon Tausende von Kilometern auf dem Buckel und werden für den Transport zum Teil sogar tiefgefroren. Dementsprechend ist ein „frisch“ gekaufter Salat oder ein „frischer“ Blumenkohl nach zwei Tagen im Kühlschrank gar nicht mehr frisch, sondern eher „hinüber“. Wegen der Transportkosten ist die Ware im Süden natürlich auch deutlich teurer, was ebenfalls zu berücksichtigen ist. Aber seit dem wir den einsamen und abgelegenen Süden hinter uns gelassen haben, kommt bei uns wieder tonnenweise Salat und frisches Gemüse auf den Tisch. Ganz zu schweigen von den vielen frischen Früchten die jetzt zur Sommerzeit erntefrisch auf dem Markt angeboten werden. Ach wie wir das geniessen…







Indi zeigt was er kann

Der Feldweg zeigt sich von der schönsten Seite. Wir fahren durch
einen mit uralten Coigüe und Eichen bestückten Wald.
Noch ist alles in Ordnung.

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Im Nationalpark Villarrica werden wir von einer üblen Dreckpiste überrascht. Fährt man südöstlich um den Vulkan Villarrica herum, muss man eine steile Wegstrecke mit tiefen Löchern hinter sich bringen. Wir wissen, an Kraft fehlt es unserem Indi nicht, diese Steigung zu passieren. Aber hat er genügend Bodenfreiheit um diese tiefen Löcher zu durchqueren? Ich laufe vor und checke die Lage. Ich werde Jan zeigen wie er die Spur zu nehmen hat, damit wir da möglichst unbeschadet durch kommen. Jan fährt an und gibt Gas. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Hinten hauts den Dreck raus und teilweise rollt unser Indi nur noch auf 3 Rädern. Die Verwindungen die das Fahrzeug mitmachen muss sind enorm. Jan gibt alles und lenkt den Sprinter gekonnt nach oben. Geschafft! 

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Solche Passagen sind für den Indi - im Vergleich zu einem echten Offroad-Fahrzeug - eher schwierig. Die Federwege sind nicht genug lang, die Verschränkung des Fahrzeugrahmens gross und die Räder zu klein um eine Durchfahrt durch solch eine unebene und verrenkte Piste problemlos zu bewältigen. Aber der Allrad funktioniert gut - durchdrehende Räder werden sofort gestoppt und die Kraft wird auf das Rad mit Bodenhaftung gelenkt, und dies im Sekundentakt. So krabbelt der Indi mit seinem Gewicht schaukelnd und langsam den Hang hinauf. Zum Erstaunen von manchen Leuten, eben gerade die mit Offraod-Fahrzeug.



Ohne jeglichen Schaden haben wir dieses schwierige Teilstück überbrückt. Wir sind ein spitzenmässiges Team. Das nennt man Abenteuer-Reisen. Der Ranger, der uns bei der Parkausfahrt mit grossen Augen anstarrt kann es kaum glauben, dass wir mit unserem grossen schweren Auto diese Piste durchquert haben.


Luftlinie ca. 150 Kilometer nördlich des Nationalpark Villarrica, stossen wir erneut auf eine irre Herausforderung. Wir haben bereits dem iOverlander die Info entnommen, dass es eine schwierige Strecke werden würde. Man solle diese Route nur mit einem ausgesprochenen Geländefahrzeug und nur mit entsprechender Fahrpraxis befahren. In unserem Reiseführer steht sogar, dass es da überhaupt keine Verbindungsstrasse gibt. Egal, wir versuchen es trotzdem. Wir wollen vom Vulkan Lonquimay direkt nach Norden bis nach Casas de Guallalí fahren. Für 46 Kilometer ist die Piste gut und das geht auch ohne Probleme. Aber ab dann werden wir skeptisch. Ab hier fahren wir nur noch Schritttempo.   

Haben wir Platz, ja oder nein? Nur ein Ja darf gelten. 

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Wir müssen einen nicht sehr Vertrauen erweckenden schmalen Tunnel durchfahren. Der enge Weg führt entlang eines steilen Abhangs und ständig ist die Strasse von tiefen Löchern übersät und mit grossen Steinen gespickt. Wir brauchen eine gefühlte Ewigkeit für nur 4 weitere Kilometer. Jetzt fangen wir an zu zweifeln. Die fünf Fahrzeuge, die uns begegnen haben kürzere Radstände als wir und deutlich mehr Bodenfreiheit. Ausserdem sind wir viel schwerer als diese geländegängigen Wägelchen. Es wären nur noch ca. 10 Kilometer bis wir das schlimmste Strassenstück hinter uns gebracht hätten. Allerdings liegt dazwischen auch noch ein 500 Meter hoher Bergzug, den wir überqueren müssten und dazu fehlt uns nun doch der Mut. Zum ersten Mal auf unserer 3jährigen Reise entscheiden Jan und ich uns fürs Umkehren. Lieber fahren wir die 50 Kilometer zurück, als dass wir auf den nächsten 10 Kilometern unseren Indi kaputt fahren.

Auch diese Erfahrung ist für uns ein Adrenalin förderndes Abenteuer.







Río Alpehue => nichts für Weicheier

Uuups - Marita im Schlamm, genau das was sie so liebt.

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Auf dem Portal des iOverlander finden wir ein interessantes Highlight unserer Reise, welches in keinem Reiseführer zu finden ist. Die Wanderung entlang, oder eigentlich muss ich besser sagen im Río Alpehue zu wunderbaren Thermen und Geysiren wie sie nicht aktiver sein könnten. Die Wanderung entlang des Flusses Alpehue wird bereits im iOverlander als ein Erlebnis der Extraklasse beschrieben. Da es dort nur sehr wenig Touristen gibt, muss man sich den Wanderweg selber suchen. Selbst das ist schon ein Abenteuer. Es geht durch die Schlucht des Flusses und wir müssen mehrmals das Ufer wechseln. Dabei laufen wir teilweise durch kniehohes strömendes Wasser und fallen beide schon ziemlich am Anfang unserer Wanderung in das vom Thermalwasser angewärmte Nass. Glücklicherweise haben wir einen wasserfesten Sack dabei, in dem wir Fotoapparat und Autoschlüssel wasserdicht eingepackt haben. Sonst wäre nach der ersten halben Stunde Wanderung schon alles ersäuft gewesen. Als wir dann an eine Engstelle kommen, an der der Río Alpehue durch einen engen Slot-Canyon führt, steigen wir sicherheitshalber aus und klettern links den matschigen Berghang hinauf zu den Geysiren. Wow, wir befinden uns irgendwo inmitten vulkanischer Hügel und um uns herum brodelt’s und qualmt’s aus den Wasserlöchern wie wild. Hier ist alles mit grünen Büschen und Sträuchern bewachsen, aber dazwischen hat es unmengen Schlammlöcher, die vor sich hin blubbern. Glücklicherweise finden wir einen einfacheren Weg wieder runter von diesem glitschigen Grün. Jetzt haben wir unser Ziel erreicht. 


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Eine einfache Überquerung - nur nicht runterfallen in den reissenden Strom.







Überall dampft es aus der Erde, das Wasser ist sehr heiss. Jeder Schritt durch die Landschaft ist überlegt, ja nicht im Sumpf einsinken oder gar in ein solches Loch reinfallen. 

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Leider haben wir keine wasserdichte Kamera - z.B. GoPro etc. - mit uns dabei. Wir sind genug mit unserer eigenen Sicherung im Gelände beschäftigt und denken nicht daran, unsere Kameras aus den Wassersäcken für Bildaufnahmen auszupacken. Auf der einen Seite schade, aber andererseits ist es einmalig in unserem Gedächtnis gespeichert.




Wüsste ich nicht, dass sich hier Leute durchgetrauen UND wieder
heil rauskommen, welche deutlich weniger fit sind als wir,
übergewichtig, jugendlich, Familien etc. … ich wäre da nie,
aber auch gar nie durchgelaufen.

Der Quellfluss mit dem heissen Wasser lädt zum Baden ein und genau das machen wir jetzt auch. Herrlich so ein Thermalbad… und dann noch so ganz alleine… Aber langsam müssen wir wieder los. Auf dem Weg haben wir ein paar Wanderer getroffen, die uns gesagt haben, runter gehts am besten direkt durch den von uns gefürchteten engen Slot-Canyon. Okay, dann wollen wir mal. Rein gehts in die Fluten und ab ins Tal. Wenns denn so einfach wäre. Links und rechts von uns ragen steil die Felsen in die Höhe. Teilweise versinken wir bis zum Bauchnabel im Fluss und wir müssen uns mächtig anstrengen, dass uns die Strömung nicht von den Füssen reisst. Die Strecke abwärts durch die Schlucht ist wahnsinnig kräftezehrend und wir müssen uns auch hier wieder den Weg suchen. Aber wir schaffen es. Nach mehr als 8 Stunden unterwegs kommen wir heil beim Indi an. So, und jetzt erst mal raus aus den nassen Klamotten und ein kühles Bier in den Schlund. Wir sind fix und fertig und fallen todmüde in unsere Klappstühle. Noch Tage später spüren wir die Anstrengung in unseren Knochen. Wow, was für ein Abenteuer, das würden wir sofort wiederholen… mb


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Quelle: www.hiveminer.com




Entlang des Flusses tritt überall heisses Wasser aus dem Felsen. Auf der einen Seite wärmt es das Flusswasser angenehm auf, auf der anderen Seite kann man sich nicht einmal am Felsen abstützen. Zu heiss, Verbrennungsgefahr.










Plan März:

Wir fahren von Chile über den Paso Pehuenche nach Argentinien und dann bis Uruguay. Dort werden wir in Montevideo am 22. März in den Flieger nach München steigen. Somit sind unsere 1’000 Tage Honeymoon definitiv vorbei.

© Copyright by Jan Hiddink und Marita Bottner  - 2014/2015/2016